Thurgauer Zeitung
Kanton Thurgau, Schweiz
Montag,13. Januar 2003 KULTUR
Schmauchspuren von Abenteuern
Mark Staff Brandl inszeniert im Kunstraum Kreuzlingen Malerei, Zeichnung und spielerische Multiples zu einer eigenwillig-heiteren Reminiszenz an Comicwelten.
von Brigitte Elsner-Heller
Kreuzlingen - Ein Kunstraum, genauer:
der Kunstraum Kreuzlingen, eine Vernissage - und im Raum befinden sich
zahlreiche lächelnde Besucher. Sollte das etwa als positives Zeichen zu
werten sein, wenn es um zeitgenössische Kunst geht? Jawohl, und das nicht
nur deshalb, weil der Vernissagegast als frisch gebackener Kunstbesitzer die
Räumlichkeiten wieder verlassen wird (davon später). Ein Zeichen ist das
Lächeln auch dafür, dass hier einiges anders als sonst im Kunstbetrieb
üblich präsentiert und dabei erfreulich lebendig wird. Wie um die These zu
unterstreichen präsentiert Laudator Markus Landert, immerhin Direktor des
Kunstmuseums des Kantons, unter seinem (sonst stets angemessenen) schwarzen
Jackett ein bunt bedrucktes T-Shirt, mit dem er sein Bekenntnis zum Comic
ablegt. «Comic» ist der Schlüsselbegriff, geht es ums Verständnis dessen,
was der Künstler Mark Staff Brandl zum Ausgangspunkt seiner Arbeiten und
damit der aktuellen Installation im Kunstraum macht - im Wissen um
kunstgeschichtliche Hintergründe, mit heiter-philosophischer Ausstrahlung
und vielleicht auch dem pragmatischen Sinn fürs Machbare, der seinen
amerikanischen Landsleuten bis heute nachgesagt wird. Gezeichnete Tagebucheinträge In beinahe direkter Übersetzung geschieht dies in den so genannten «Covers», die sich von den Titelseiten von Comic-Heften ableiten. Für Mark Staff Brandl sind diese Zeichnungen auf Papier eine Art Tagebucheintrag, in der sich ironische Gedankengänge überschlagen, Situationen nicht selten spritzig konterkariert werden (der Begriff «Comic» steht immerhin in Zusammenhang mit komischen Inhalten), und manches Mal auch «nur» skizzenhaft eine Bildordnung entworfen wird. Darunter zu finden ein Blatt, das «Joseph Bueys´ erstaunliche Holzklotz-Postkarte» (in der «Version Mark Staff Brandl») zur fiktiven Zielscheibe erklärt. Dass das Blatt mit dem Zusatz «Das Sprechen von Beuys wird überbewertet, die Post unterbewertet» als erstes mit einem roten Punkt versehen ist, mag heiter, aber auch nachdenklich stimmen. «Baduum» und «Fwuuusch» Gruppiert sind diese Cover-Blätter in wehender Folge zu beiden Seiten eines grossformatigen Gemäldes, das sich selbst als Werbung verkauft und mit der Erklärung, es handle sich um «Mark Brandl´s Meta-Pictures» (laufende Nummer eins) in den Vordergrund schiebt. Die Notation «More Fun Art» wird dabei durch ein stilisiertes Dollar-Zeichen und die harmlose Buchstabenfolge «ALOT» komplettiert. Gegenüber eine Wandfläche, auf der Brandl das Comic-Prinzip in
Kombination mit seinen Gemälden perfekt in Szene setzt. So sind insgesamt
zehn Gemälde über direkt auf die Wand aufgebrachte schwarze Rahmenkonstrukte
verbunden. Entlehnt ist das Prinzip der durch so genannte Panels zu
Bildfolgen gebündelten Comics. Die Bilder selbst sind farbgewaltige Tafeln,
die mit «Ba-duum», «Fffsss» oder «Fwuuusch» betitelt sind und nichts weniger
als die überdimensional heraus präparierten Bewegungsspuren sausender und
zischender Ereignisse sind. Der narrative Charakter der Vorlage wird zwar
aufgegriffen, einer konkreten Beschreibung verweigert sich Brandl jedoch zu
Guns-ten fantasievoller Assoziationen.
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Mark Staff Brandl im Kunstraum
Kreuzlingen: Anlehnungen an Comics, die schmunzeln lassen.
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