SÜDKURIER

Konstanz, Baden-Würtemberg, Deutschland
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Dienstag 14. Januar 2003

Tradition kontrastiert mit
dem Angebot der Massenkultur

"Painting Installation": Schweizer Künstler Mark Staff Brandl stellt im Kunstraum Kreuzlingen aus - Großformatige Gesellschafts- und Kunstkritik mit Ironie in Öl und Acryl

von Alexia Sailer

Stetes Klicken durchdringt den Kunstraum Kreuzlingen. Menschen halten sich zweifarbig leuchtende Spielzeugkameras vor das zugekniffene Auge. Der Zeigefinger drückt einen kleinen Hebel, und mit einem zweifachen Klackgeräusch schiebt sich das nächste Dia ins Guckloch des kleinen Plastikgeräts. Die "Viewers", "Geräte zur individuellen Betrachtung von Diapositiven", wie die Einladungskarte zur Ausstellung freundlich erklärt, stellen den Ausstellungskatalog zu Mark Staff Brandls Schau dar, wie Markus Landert (Direktor des Kunstmuseums Thurgau) schmunzelnd den Vernissagegästen verkündet. Ernst gemeint? "Todernst", bemerkt Landert.

"Todernst" und "spielerisch-ironisch" sind nicht die ungeeignetsten Pole, um Mark Staff Brandls "Painting Installation" im Kunstraum zu umreißen. Eine weitere Spur zum Verstehen der Arbeit des 1955 bei Chicago geborenen Wahlschweizers legen die Begriffe "High" and "Low" - wobei "High" eine "traditionelle", technisch ausgefeilte Malerei, "Low" dagegen ein Sich-Bedienen aus den Auslagen der Massenkultur bezeichnet.

Die Kreuzlinger Ausstellung "Painting Installation" verdeutlicht die Synthese hoher Kunst und schnöder Massenkultur auf das Anschaulichste und sowohl sinnlich als auch intellektuell Anregendste: Großformatige Bilder in Öl und Acyrl fügt Brandl ein in eine Wandmalerei, die die ausladenste Fläche des Kunstraums einnimmt. Brandl vergrößert hierzu einzelne Codes aus Comicheften und bemalt mit diesen ursprünglich in eine Narration eingebundenen Ausschnitten die Leinwände. Die in ihrer Bedeutung verfremdeten, schablonenhaft scharf gestochenen Codes kontrastieren mit einem schichtweisen, schlierigen und bewusst "imperfekt" anmutenden Farbauftrag im übrigen Bild.

Seine hoch abstrakten "Panels", seine mittlerweile rein malerisch gewordenen Geschichten, setzt Brandl in den aufgemalten Rahmen eines vermeintlichen Comics und lässt so High and Low zum einen in jedem Einzelbild, zum anderen natürlich in der Gesamtinstallation zusammentreffen. Das Krönchen setzt das Spiel mit den Titeln der einzelnen "Panels" dieser Augenlust mit intellektuellem Tiefgang auf: "Pahpauu", "Zoing-oin-oing", "Ba-duum" oder "Swuuusch" hängen da an Kreuzlinger Wänden und stehen zum Verkauf.

Neben seinen "Panels" und den "Viewers" zeigt Brandl "Covers". Das sind 104 Tuschezeichnungen, die Titelseiten fiktiver Underground-Comics, die der Künstler aufgreift und persifliert. "Shut up & Paint" lautet da etwa der aufdringlich gestaltete Titel über einem Bildausschnitt. Oder "Das Sprechen von Joseph Beuys wird überbewertet".

Brandl bedient sich auch hier ungeniert der Massenkultur - und mixt sie mit witzigen, ironischen und bisweilen auch bösartigen Kommentaren zur Kunst oder zum gesellschaftlichen Leben allgemein. Jede Werkgruppe bildet eine "Painting Installation" für sich. Jede Gruppe verbindet zweidimensionale Malerei mit einem Eintreten in oder einer Anordnung im Raum. Gleichzeitig potenziert Brandl seine so erreichte Erweiterung der Malerei in ihrer Wirkung: "Painting Installation" bezieht sich als Ausstellungstitel auf die Gesamtheit der einzelnen Gruppen, "Painting Installation" will verstanden werden als nur vermeintlich dishomogenes Gesamtkunstwerk, das sich in seinem durchgängigen Spiel, dem Spiel von High and Low, dem Betrachter als Ganzes erschließt.

 

Die Ausstellung läuft bis 23. Februar. Donnerstag und Freitag von 17 bis 20 Uhr, Samstag von 13 bis 17 Uhr, Sonntag von 11 bis 17 Uhr.

Die Verfremdung von Comics ist ein Schwerpunkt des Künstlers Mark Staff Brandl
in der Ausstellung im Kunstraum Kreuzlingen.Bild: Sailer

 

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