Saiten
Ostschweizer Kulturmagazin

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Nr. 107, Januar 2003

   :KUNST

PANELS, COVERS, VIEWERS
Mark Staff Brandl im Kunstraum Kreuzlingen

von Kaspar Surber

 

Bastard, Impuritan, wie auch immer: Mark Staff Brandl plädiert für eine Kunst des Weder-Noch, derzeit zu sehen am Beispiel seiner Panels, Covers und Viewers im Kunstraum Kreuzlingen.

Wenn die Appenzeller Bauern richtige Cowboys wären, würden sie genau so reden wie der Künstler und Kunstkritiker Mark Staff Brandl. Nun reden sie aber bekanntlich, wie sie reden (wenn sie überhaupt reden, und nicht ihre Blesse vorschicken, die bellen und beissen) - und so kann man denn getrost schlussfolgern: Der seiner Schweizer Frau wegen in Trogen wohnhafte Brandl, geboren 1955 near Chicago, ausgestattet mit schwarzer Lederjacke und einer gottgesegneten guten Laune, muss zwischen Säntis und Sitter der einzige echte Cowboy sein. Seines Dialektes wegen und weil er ein Motorrad hat. Aber auch und gerade, wenn man seine Kunst betrachtet: Da wird bisweilen ganz schön aus der Hüfte geschossen und das Pferd verkehrt herum aufgezäumt. «Macht aber nichts», sagt Brandl, «ich bin eben ein Bastard, ein Impuritan».

Studiert hat Brandl zwar Kunstgeschichte, geprägt hat ihn aber geradeso der frühe Kontakt mit bunter Farbe: Sein Vater war Billboardschriftenmaler und Schaufenstergestalter, Brandl als Kind leidenschaftlicher Comicleser. In seinem Schaffen strebt Brandl selbst eine Weder-Noch-Kunst an, eine Vermischung zwischen Hoch- und Popkultur, zwischen darstellender und abstrakter Kunst, zwischen Installation und Malerei. Wie dies aussieht, zeigt Brandl vom 10. Januar bis zum 23. Januar unter dem Titel «Panels, Covers, Viewers» im Kunstraum Kreuzlingen.

Panels, Covers, Viewers

Panel heisst übersetzt Tafel, gebraucht wird das Wort aber auch im Comic-Jargon, wo es die Fläche zwischen den Rahmen meint. Beide Wortbedeutungen setzt Brandl in seiner Installation «Panels» um: Zwölf grossflächige Tafeln wird der Künstler an die Wand nageln und auf diese die dazugehörigen Rahmenlinien malen: Aus der Rückseite des Kunstraumes wird ein riesiges, aufgeschlagenes Comic-Heft. Die zwölf Tafeln selbst zeigen abstrakte Kegel, die sich einen Kampf liefern – wie im echten Comic, Speedlines inklusive.

Auch die zweite Arbeit, welche zur Ausstellung gelangt, ist eine Auseinandersetzung mit dem Metier des Comics. Während einem Jahr hat sich Brandl jeden Tag einen skurillen Satz einfallen lassen, zu diesem ein passendes Comic-Cover aus seiner Sammlung gesucht und den Satz und das dazu passende Umschlagsbild zu einem neuen, handgezeichneten Cover vermischt, mit Preisanschrift, Erscheinungsdatum, Nummerierung und allem, was dazugehört. So sind 104 ausgefallene Zeichnungen entstanden, Comic-Covers mit hintergründigen Sätzen und Signeten wie «Too old to die young - I missed the Deadline» oder «No Pintophobia is allowed».

Zuguterletzt werden im Kunstraum auch sogenannte «Viewers» verteilt, kleine Guckkästchen, durch die der Betrachter zwölf Dias sehen kann, die vom Künstler kreiert wurden. Die «Viewers» kann man mit nach Hause nehmen, als Museum für die Hosentasche - so praktisch hat wohl noch kaum jemand seine Kunst unter die Leute gebracht. Aber es sind ja auch nicht alle Künstler Revolverhelden.

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>> Die Ausstellung «Panels, Covers, Viewers» im Kunstraum Kreuzlingen dauert vom 10. Januar bis zum 23. Februar. Öffnungszeiten: Di-Fr 17-20 Uhr, Sa13-17 Uhr, So 11-17 Uhr

>> Vernissage: Freitag, 10. Januar um 19.30 Uhr mit einer Einführung von Markus Landert, Direktor des Kunstmuseums Thurgau

 

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